Test: Olympus M.Zuiko 60mm Makro

Test: Olympus M.Zuiko 60mm Makro

Das M.Zuiko Digital ED 60mm f/2.8 ist das Standard Makro-Objektiv von OM System (vormals Olympus) und damit logischerweise die erste Wahl für das Micro-four-thirds (MFT) System von OM seit Markteinführung 2012.

Aber ist das Objektiv auch tatsächlich das beste Makro für MFT?

Wo hebt sich das M.Zuiko 60mm von der Konkurrenz ab und was sind seine Stärken und Besonderheiten?

Hinweis – nicht-technisches Review:
Bei meinen Tests und Reviews lege ich den Fokus auf meine individuelle Herangehensweise in der Makrofotografie (Extrem-Close-Up, lebende Motive, insb. kleinste Spinnen und Insekten) – dies sollte bezüglich all meiner subjektiven Meinungen und Wertungen stets im Hinterkopf behalten werden.
Wenn beispielsweise ein Objektiv nicht für meinen persönlichen Fotografiestil geeignet ist, heißt das nicht, dass es nicht durchaus für euren Workflow genau das richtige sein könnte – und andersherum.

Das Objektiv und Lieferumfang

M.Zuiko Digital ED 60mm Makro Objektiv

Trotz des hohen Plastikanteils fühlt sich das schmale Objektiv wertig an und ist perfekt verarbeitet.
In kühler Umgebung nimmt es so auch nicht allzu schnell die niedrigen Temperaturen an, wie dies bei einem Objektiv mit Metallkörper der Fall wäre.

Der Verzicht auf einen Metallmantel sorgt für ein extrem geringes Gewicht von nur 185 Gramm – im Feld, auf Fototour, ein weiterer Pluspunkt.

Gleichzeitig ist das M.Zuiko 60mm, als eines von ganz wenigen Makroobjektiven für Micro-four-thirds, spritzwassergeschützt.

Das Objektiv besitzt 7 Blendenlamellen und kann abgeblendet werden auf eine max. Blende von 22.
Im Makrobereich, insb. Richtung der oberen Vergrößerungen, sollte man aber deutlich unter dieser max. Blende bleiben.

Die Vergrößerung des Objektivs reicht bis zu einem Abbildungsmaßstab von 1:1.

Der sog. Sweet Spot des M.Zuiko 60mm Makro liegt bei f/5.6.
Die Schärfe nimmt mit weiter geschlossener Blende merklich ab und die Beugungsunschärfe wird (insb. oberhalb f/11) sehr offensichtlich.

Mit einer Distanzskala, einem Fokusbegrenzer-Schalter und einem elektronisch übersetzten, weich laufenden Fokussierring ist das Objektiv fast schon luxuriös ausgestattet.

Im Lieferumfang enthalten sind Front- und Rückendeckel, sowie die Bedienungsanleitung.

Ein Schalter zum Wechsel von manuellem auf Autofokus, sowie eine Streulichtblende fehlen hier leider.

Die LH‑49 verschiebbare Gegenlichtblende

Mit der LH-49 besitzt das M.Zuiko 60mm eine innovative wie geniale Gegenlichtblende, separat erhältlich.
Diese wird bei Nicht-Verwendung nicht, wie sonst üblich, umgedreht vorne ans Objektiv gedreht, sondern lässt sich, wie der Name schon vermuten lässt, vor- und zurückschieben.

Dabei bleiben alle wichtigen Bedienelemente des Objektives erreichbar.

Mehr Infos zur separat erhältlichen LH-49 findet ihr hier, direkt bei OM System.

verschiebbare Gegenlichtblende LH-49 für das OM System M.Zuiko 60mm Makro

Pro und Contra M.Zuiko 60mm

Pro

  • Top Schärfe
  • Kompatibel mit allen OM System Kamera-Software-Funktionen
  • Leicht & kompakt
  • Autofokus
  • Fokusbegrenzungsschalter und 1:1 Shortcut
  • Staub- und Spritzwassergeschützt
  • Innenfokussierung

Contra

  • “nur” 1:1 Abbildungsmaßstab
  • Größerer Plastikanteil des Gehäuses
  • kein eingebauter Bildstabilisator
  • keine Gegenlichtblende im Lieferumfang enthalten

Fotografieren mit dem M.Zuiko 60mm Makro

Das M.Zuiko 60mm Makro fügt sich mit seinen kompakten Maßen optimal in die handlichen OM System MFT Setups ein, auch wenn es etwas “lang” wirkt.
Es lässt sich prima und leichtgängig einstellen, alle wichtigen Elemente sind optimal angeordnet und schnell zugänglich.

Die Naheinstellgrenze liegt mit 19cm (Abstand Motiv zum Sensor) in einem, für die Makrofotografie angenehmen, Mittelbereich.
Selbst scheue Springspinnen oder Insekten lassen sich mit etwas Übung und Erfahrung (und Blitz mit Diffuser) aus nächster Nähe fotografieren – auch bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1.
Hier muss man dann aber bis auf knappe 8,5cm (gemessen ab Frontlinse) an das Motiv heran.

Das Bokeh ist weich und angenehm.

M.Zuiko 60mm Fokusbegrenzer

Anfangs vielleicht gewöhnungsbedürftig ist der Fokusbegrenzer, der gleichzeitig einen Shortcut zum direkten Einstellen der 1:1 Vergrößerung darstellt und somit das Drehen des Fokusrings überflüssig macht.

Einstellbar sind hier die Fokusbereiche 0.4 m bis unendlich, 0.19 m bis unendlich, 0.19 m bis 0.4 m sowie 1:1.

In den Einstellungen der OM System Kameras gibt es übrigens eine praktische Funktion, die dafür sorgt, dass sich die Kamera die zuletzt eingestellte Vergrößerung merkt, selbst wenn sie ausgeschaltet wird.
Bei der OM-D E-M1 III beispielsweise, ist dies die Option “Objektiv zurücksetzen” im Menüpunkt A4.

Weitere Tipps & Tricks rund um das M.Zuiko 60mm findet ihr übrigens hier noch einmal explizit (Beitrag auf englisch).

M.Zuiko 60mm Abbildungsmaßstabs- und Distanzanzeige

Da ich fast ausschließlich mit hohen Abbildungsmaßstäben fotografiere, ist mein Setup voreingestellt und ich verändere die Einstellungen selten.
Das Objektiv betreibe ich im manuellen Modus und fokussiere dann durch vor- und zurückbewegen meines ganzen Setups.
Abhängig vom Motiv verändere dann ab und an vielleicht die Blendeneinstellung – mehr nicht.

Negative Aspekte sind mir bei diesem Workflow mit dem M.Zuiko 60mm bisher keine aufgefallen.

Es tut ansonsten was es soll; produziert scharfe Fotos, ist leicht und mit den versch. Kameramakromodi kompatibel – was will man mehr?

Mit seinem maximalen Abbildungsmaßstab von 1:1 bietet das M.Zuiko 60mm eine großartige Flexibilität für verschiedenste Bildwirkungen.
Zwischen 1:4 und 1:1 liegen tatsächlich Welten, wie die Beispielfotos hier zeigen.

Beispielfotos

Fazit

In Verbindung mit der Nutzung von OM System kamerainternem Fokus Bracketing und Focus Stacking führt am M.Zuiko 60mm Makro kein Weg vorbei!

Zwar gibt es einige wenige Objektive anderer Hersteller, die eine noch stärkere Vergrößerung bieten, allerdings sind dies allesamt manuelle Linsen, die nicht mit den o.g. Funktionen kompatibel sind.

Tatsächlich reicht der Abbildungsmaßstab von 1:1 für die meisten Bereiche der Makrofotografie absolut aus und ermöglicht detaillierte und knackscharfe Nahaufnahmen.

Lediglich bei sehr kleinen Motiven bzw. im Bereich der Extremmakros stößt das M.Zuiko 60mm dann irgendwann an seine Grenzen.

Allerdings sind selbst hier, z.B. durch die Verwendung von Nahlinsen, wie von NiSi oder dem Raynox DCR250, noch größere Abbildungsmaßstäbe möglich – und zwar ohne die Möglichkeiten von Focus Bracketing und Stacking zu verlieren.
Ein absoluter Pluspunkt im direkten Vergleich zu manuellen Objektiven ohne Kontakte.

Bis zum Erscheinen des M.Zuiko 90mm f/3.5 IS Pro von OM Systems aktueller Roadmap ist und bleibt das M.Zuiko 60mm Makro eine meiner absoluten Lieblingslinsen.

4 Comments
  • Peter Grob
    Posted at 16:47h, 23 November Reply

    Der billige Objektiv-Frontdeckel ohne Frontzugriff wird der ansonsten guten Qualität nicht gerecht.
    Der Fokusbegrenzerschalter ist für grosse Hände etwas fummelig.
    Ansonsten ein sehr gutes Makroobjektiv.

    • wildmacro-chris
      Posted at 17:41h, 23 November Reply

      Das stimmt, der Deckel ist sehr flach und klein, da wäre ein Klammerverschluss def. hilfreich 😉 Da ich immer einen Step-Down Ring drauf habe für die Befestigung von Diffusern und dafür wiederum einen größeren Deckel mit genau einem solchen Klammermechanismus, fällt mir das nicht mehr so auf 😉 Danke für dein Feedback Peter!

  • Sven Reichelt
    Posted at 18:27h, 25 February Reply

    Danke für den informativen Beitrag und die Beispielbilder! Ich spiele mit dem Gedanken, mir das Objektiv zu kaufen. Im Moment habe ich nur das Lumix 30mm Makro, aber der Arbeitsbereich für Macros ist da halt extrem kurz.

    Wie würde sich der Arbeitsbereich bei dem Raynox DCR250 bei dem 60mm ändern und welche Vergrößerung ließe sich damit erzielen?

    Hast Du schon eine erste Meinung zum 90mm OM Systems anhand der vorliegenden Daten?

    • wildmacro-chris
      Posted at 11:17h, 07 March Reply

      Hallo Sven, es freut mich, dass dir der Beitrag gefällt.
      Das Raynox DCR250 verkürzt die Naheinstellgrenze immer noch zusätzlich – wenn du also mehr Abstand möchtest, dann wäre das Raynox kontroproduktiv. Die Schärfentiefe nimmt durch das Raynox ebenfalls ab, dafür gewinnt man eben mehr Abbildungsmaßstab dazu. Ich denke das DCR250 bringt dich am 60mm auf ca. 2:1, also die doppelte Vergrößerung. Das DCR250 hat 8 Diopter. Hier gibt es einen hilfreichen Kalkulator für das DCR250 (und andere raynox Linsen): Raynox Calculator

      Das Zuiko 90mm hat tolle Features, insb. als PRO Linse – ich hoffe es zeitnah testen zu können, auch wenn das Wetter gerade nicht gerade viele Tierchen hervorlockt. Perönlich bin ich gerne sehr nah am Motiv, da bin ich wirklich gespannt, wie ich mit der größeren Naheinstellgrenze des 90mm klar kommen werde 🙂 Wie findest du es denn soweit?

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