30 Jan Test: OM SYSTEM OM-1 II Ersteindruck
Passend zum heutigen OM SYSTEM Tech Day präsentieren sich unter dem Motto “Revealing Wonder” gleich eine Handvoll brandneuer Produkte – inklusive neuem Flagship Kameramodell.
Die OM-1 Mark II ist dabei die erste reine OM SYSTEM Kamera ohne Olympus Branding – und schickt sich an die bereits sehr starke OM-1 mit ihren vielen Funktionen zu perfektionieren!
Direkt vorneweg kann man sagen, dass die OM-1 II ein echtes “Schweizer Taschenmesser” ist.
Die Vielzahl an Aufnahmemodi, Einstellungsmöglichkeiten und Features eignen sich dabei perfekt für die 4 Fotografie-Genres, die das OM SYSTEM ausmachen – getreu dem Slogan “It´s in our Nature”: Wildlife insb. Vogelfotografie, Adventure– und Landschaftsfotografie, sowie Makrofotografie.
Die neuen Produkte sollen ab dem 15. Februar erhältlich sein.
Launch Trailer:
Die OM SYSTEM OM-1 Mark II – was ist neu?
Disclaimer: Mein Fokus liegt für diesen subjektiven Ersteindruck und Test ganz klar auf den für mich persönlich interessantesten Funktionen der OM-1 II.
Da ich hauptsächlich kleine Insekten und Spinnen in der freien Natur, meist mit Abbildungsmaßstäben höher als 1:1, sowie Wildlife generell, fotografiere, ist mein ganz eigener Eindruck natürlich genau das: auf meinen Workflow bezogen, persönlich und individuell.
Auch soll dies kein klassisches technisches Review sein – solche werdet ihr sicher in Kürze noch zuhauf online finden.
Als einer der ersten Fotografen, konnte ich die OM-1 II seit Oktober 2023 ausgiebig testen und hatte sie auf verschiedenen Trips unter sehr unterschiedlichen Bedingungen (Hitze, sowie Kälte) im Einsatz.
Ist mein Eindruck hier überwiegend positiv? Ja! Aber ich finde die Kamera, wie auch schon ihre Vorgängerin, einfach gut!
Design und Handling
Vom Erscheinungsbild ist die OM SYSTEM OM-1 II natürlich eine tolle Kamera und verbindet einen modernen Look mit den Retroaspekten alter Olympus Modelle.
Das Design entspricht nahezu 1:1 dem Vorgängermodell OM-1.
Großer Vorteil dabei: OM-1 Zubehör bleibt kompatibel, hier muss nichts neu angeschafft werden!
Ein paar kleinere Designänderungen gibt es dann aber doch und eine hat einen kleinen aber feinen Einfluss auf das Handling.
Die OM-1 II trägt nun keinen Olympus Schriftzug mehr, sondern ist komplett als OM SYSTEM gebrandet.
Als Verbesserung wurden die beiden Wahlrädchen für Daumen und Zeigefinger nun gummiert – sie sind jetzt fühlbar griffiger.
Eine Neuerung ist, dass die Löschen/Papierkorb-Taste nun als Menu-Taste dienen kann.
Somit kann die Kamera mit entsprechenden Tastenprogrammierungen noch besser einhändig bedient werden.
Anschlussports und Kartenslots sind unverändert, genauso wie die Knöpfe, Räder und deren Anordnung.
Technologie und Computational Photography
Wenngleich hier einige Dinge verbessert und perfektioniert wurden, möchte ich die Aspekte beleuchten, die meiner Meinung nach am direktesten Einfluss auf das Fotografieren mit der OM-1 II haben.
Auf Dinge, die die OM-1 schon an Bord hatte, wie die Wetterfestigkeit, werde ich nicht explizit eingehen.
Bildstabilisierung
Der IBIS ist nun auf 8.5 Stops verbessert worden.
Wobei mich die OM-1 schon extrem beeindruckt hat und mir insbesondere für die Vogelfotografie einige scheinbar unmögliche Situationen gerettet hat.
Auch für Makrofotografie aus der Hand ohne Blitz ist die Bildstabilisierung ein echter Gamechanger.
Nun noch einmal mehr Stops on top zu haben ist da wirklich klasse!
GND
Ganz neu an Bord der OM-1 II ist der Live-GND (Graded Neutral Density) Filter, oder auch Live-Grauverlaufsfilter – und der ist wirklich grandios!
Der GND ist optimal um beispielsweise bei einem Landschaftsfoto einen sehr hellem Himmel (oder generell überbelichtete Bildteile) abzudunkeln ohne den unteren Teil des Bildes dabei einzuschließen – oder umgekehrt.
Fast schon spielerisch kann man den Mittelpunkt des Verlaufs auch mit dem Finger am Screen platzieren und ziehen.
Über die Drehrädchen (in zwei Feinheitsabstufungen) lässt sich dann der Horizont kippen und perfekt den landschaftlichen Gegebenheiten anpassen.
Auswählen lassen sich 3 Härtegrade bzw. Übergänge: weich, mittel und hart
Abgestuft ist der GND auf GND2, GND4, GND8 (3EV).
Live-GND, weil sich der Effekt auch wirklich LIVE am Display anschauen lässt.
So sieht man direkt welches Ergebnis man erhält – noch bevor der Auslöser gedrückt wird.
Kleines Manko: der GND Filter kann nicht gleichzeitig mit dem ND Filter kombiniert werden – das wäre wirklich der heilige Gral der Landschaftsfotografie gewesen.
Live-ND
Der tolle Live-ND Filter, der auch schon vom Vorgänger bekannt ist, ist um einen Stop, auf EV7, also ND128, erweitert worden.
Focus Stacking Algorithmus
Als eine der wenigen Verbesserungen explizit im Makrobereich, wurde der Algorithmus für das Focus Stacking perfektioniert.
Hier soll es nun eine schnellere und genauere Verrechnung geben.
In wie weit sich diese tatsächlich auswirkt, konnte ich aber nicht nachvollziehen.
Genauere Angaben dazu sind leider nicht bekannt.
Autofokus und Motiverkennung
Die AI-Motiverkennung wurde nun auch durch eine separate Menschen-Erkennung ergänzt.
Generell wurde der AF signifikant verbessert und zeigt nun eine erhöhte Treffsicherheit.
Beim Birding fällt auf, dass die Auswahl der Motive nun deutlich besser von der Hand geht – das hilft besonders bei Szenen in denen Vögel durch´s Bild fliegen oder mehrere Motive nah beieinander stehen.
Blackout-freie Serienbilder
Bei Serien mit geringen Framerates wurde bei der OM-1 zwischen den Fotos das Display schwarz.
Die OM-1 II hat dieses Problem, mit ihrem vergrößerten Buffer, nicht mehr.
Buffer Upgrade
Der Buffer wurde mehr als verdoppelt, so dass zum Beispiel für ProCapture nun mehr als die doppelte mögliche Aufnahmezeit zur Verfügung steht.
Grandios für unvorhersehbare Bewegungen im Wildlife Bereich, z.B. bei Vögeln.
Nicht sicher, wann ein Vogel sein Nest verlässt und zum Abflug ansetzt?
ProCapture ist dein bester Freund – und jetzt noch effektiver!
Auch generelle Serienbilder ermöglichen jetzt das Fotografieren von längeren Szenen und Interaktionen.
Reduziert man in gewissen SH Modi die Frames pro Sekunde (bei der OM-1 für SH2 nicht möglich), lässt sich dieser Zeitraum nun noch weiter strecken.
Interessant für Makrofotografie:
Das Buffer-Upgrade, welches übrigens physischer Natur ist, also nicht als Firmware-Update auf die OM-1 übertragen werden könnte, ermöglicht auch längere Focus Bracketing Serien am Stück – bevor der Buffer rechnen muss und den Vorgang verlangsamt oder beendet!
Hierzu hat OM SYSTEM Ambassador Ben Salb ausgiebig getestet und bestätigt, dass es hier ein signifikante Verbesserung zur OM-1 gegeben hat!
Voraussetzung ist natürlich eine entsprechend schnelle SD-Karte.
High-Res Mode mit 14 Bit RAW
Für handgehaltene High-Res Fotos stehen nun 50MP zur Verfügung, vom Stativ aus sogar 80MP.
Die 14-Bit RAW mit erweitertem Dynamikumfang und Pixeltiefe bannen brillante Farbtonwerte und Details auf den Sensor (und die Speicherkarte).
Video
Mit der OM-1 II lässt sich nun auch vertikal filmen.
Das erleichtert das Aufnehmen von hochqualitativem Content für Social Media.
Als Webcam lässt sich die Kamera ebenfalls nutzen – mit der perfektionierten Motiverkennung könnte das eine tolle, wenn auch sehr teure, Alternative zu nativen Webcams sein.
Beispielfotos mit der OM-1 II
Hinweis: da aktuell noch keine OM-1 II RAW Profile für die größeren Bildbearbeitungs-Software, wie Adobe Lightroom vorhanden sind, wurden die Fotos teils sogar aus JPGs heraus entwickelt.
Dabei hat mich aber insbesondere bei den Low-Light Vogel-Fotos überrascht, wie gut diese trotz widriger Rahmenbedingungen aussehen.
Die RAWs der OM-1 II lassen sich aktuell u.a. öffnen mit OM WORKSPACE und Affinity Photo 2 (welches meiner Meinung nach aber sehr umständlich ist im Handling).
Laut OM Ambassador Petr Bambouseks Review sollte dies auch mit Luminar Neo und Topaz Photo AI möglich sein.
OM SYSTEM OM-1 II – M.Zuiko Digital ED 90mm F3.5 Macro IS PRO – F7.1, 1/200sec, ISO 200
OM SYSTEM OM-1 II – M.Zuiko Digital ED 90mm F3.5 Macro IS PRO – F7.1, 1/200sec, ISO 200
OM SYSTEM OM-1 II – M.Zuiko Digital ED 90mm F3.5 Macro IS PRO – F7.1, 1/100sec, ISO 200 – Interner Focus Stack
OM SYSTEM OM-1 II – M.Zuiko Digital ED 90mm F3.5 Macro IS PRO – F8, 1/100sec, ISO 200 – Focus Bracketing (8 Bilder)
OM SYSTEM OM-1 II – M.Zuiko Digital ED 300mm F4.0 IS PRO – F4, 1/160sec, ISO 2000 – handgehalten in Abenddämmerung
Links: Für optimales Licht nutze ich hier einen Blitz mit Diffuser (Cygnustech Diffuser)
Rechts: Focus Stacking von kleinen, im Eis eingefrorenen, Luftblasen am Rande eines kleinen Bergflusses. Ohne Blitz, lediglich durch 1 Finger auf dem Eis abgestützt.
OM SYSTEM OM-1 II – M.Zuiko Digital ED 90mm F3.5 Macro IS PRO – F5, 1/160sec, ISO 640 – Interner Focus Stack
Links: OM SYSTEM OM-1 II – M.Zuiko Digital ED 30mm F3.5 Macro – F7, 1/150sec, ISO 200 – Interner Focus Stack
Rechts: OM SYSTEM OM-1 II – M.Zuiko Digital ED 30mm F3.5 Macro – F7, 1/200sec, ISO 200 – Interner Focus Stack
Links: OM SYSTEM OM-1 II – M.Zuiko Digital ED 90mm F3.5 Macro IS PRO – F13, 1/160sec, ISO 200 – Manueller Focus Stack (2 Bilder)
Rechts: OM SYSTEM OM-1 II – M.Zuiko Digital ED 90mm F3.5 Macro IS PRO – F8, 1/160sec, ISO 200 – Focus Bracketing (4 Bilder)
Beide: OM SYSTEM OM-1 II – M.Zuiko Digital ED 90mm F3.5 Macro IS PRO – F7.1, 1/200sec, ISO 200
Lohnt sich ein Wechsel von der OM-1 zur OM-1 II?
Diese Frage kann natürlich nur jeder für sich selbst beantworten.
Sicherlich ist es für den ein oder anderen eine Enttäuschung, dass es keinen neuen Sensor gibt.
Trotzdem ist die neue Kamera mit der Summe der Verbesserungen ein echter Nachfolger und mehr als “nur ein Firmware-Upgrade”.
Wer nun eh die Anschaffung einer OM-1 geplant hat, egal ob als Erst- oder Zweitbody, der bekommt mit der OM-1 II nun auch noch tolle Funktionen wie den GND oder auch den verbesserten Bildstabilisator on top.
Je nach Einsatzbereich kann auch ein Upgrade von der OM-1 auf die OM-1 II Sinn machen.
Für mich ist die Kamera mit ihren, neben den für mich wichtigen Makrofeatures, vielfältigen Fähigkeiten, ein Schweizer Taschenmesser.
Selbstverständlich ist das auch immer eine Budgetfrage.
Bei meinen frühen Tests mit der neuen Kamera hat mich der GND am meisten beeindruckt und den möchte ich nun auch nicht mehr missen.
Auf meinen Makro-Touren habe ich so immer eine Kamera dabei, die mit Bordmitteln parallel auch z.B. Landschaftsfotos aufnehmen kann, für die ich sonst zusätzliches Equipment mitschleppen müsste.
Neue OM SYSTEM Objektive und Roadmap
Zusammen mit der neuen Kamera wurden auch zwei neue Objektive vorgestellt: Das M.ZUIKO DIGITAL ED 150–600mm F5.0–6.3 IS und das M.ZUIKO DIGITAL ED 9–18mm F4.0–5.6.
Mit seiner Brennweite von 600mm ist das neue Tele-Zoom extrem flexibel und lässt sich mit dem MC-20 Telekonverter auf 1200mm Brennweite steigern.
Das entspricht einem Kleinbild-Äquivalent von 2400mm.
Zusätzlich hat das M.Zuiko 15o-600 auch einen eingebauten IS!
In Verbindung mit der immer noch kompakten und leichten MFT-Kamera hat man so eine sehr mobile und vielseitige Zoom-Lösung für Vogelfotografie und Wildlife-Fotografie generell.
Die aktualisierte Version des M.Zuiko Digital ED 9-18mm F4.0-5.6 II komplettiert die Range der M.Zuiko Ultraweitwinkel-Zoomobjektive.
Es ist dabei am leichtesten und kompaktesten.
Fazit und Ausblick
Ganz der “Kacho Fugetsu” Markenphilosphie von OM SYSTEM entsprechend, die “die ständige Selbstentdeckung durch die Wertschätzung der Natur” beschreibt, ist die OM-1 II die aktuelle Krönung aller Anstrengungen uns Fotografen genau in diese Lage zu versetzen.
Es bleibt abzuwarten ob vielleicht in absehbarer Zukunft noch die ein oder andere Verbesserung auch auf die OM-1 als Firmwareupgrade aufgespielt werden wird – schön wäre es!
Wieso Focus Stacking und Focus Bracketing immer noch nicht per HDMI ausgegeben werden können, ist mir weiterhin ein Rätsel und ärgert mich – wie schon bei der OM-1 -ehrlicherweise.
Den Test werde ich regelmäßig mit neuen Erfahrungen erweitern.
Jetzt bleibt zu hoffen, dass Adobe und weitere Anbieter schnellstens die neuen RAW Profile in ihre Software integrieren!
Mehr zu den 3 Neuvorstellungen gibt es hier auf den OM SYSTEM Websites:
M.ZUIKO DIGITAL ED 150–600 F5.0–6.3 IS
M.ZUIKO DIGITAL ED 9–18 mm F4.0–5.6
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Alex
Posted at 15:06h, 21 FebruaryHello!
What frame rate does the camera shoot in focus stacking mode?
My Sony a7rv in stacking mode takes photos at about 2 frames per second (((
wildmacro-chris
Posted at 15:31h, 21 FebruaryHi, the internal focus stacking mode is limited to 15 images (bracketing goes up to 999) and i would say it easily shoots these 15 frames in about a second. It´s super fast. Check out Ben Salb´s articles for OM, i bet he will have done some tests regarding the exact time. Maybe there you can find the exact frame/sec.