18 Jul Wie gut ist das interne Focus Stacking der OM-1 Mark II?
Focus Stacking ist eine sehr effektive Technik um eine größere Schärfentiefe zu erreichen – insbesondere in der Makrofotografie mit hohen Abbildungsmaßstäben.
Dort arbeiten wir oftmals mit minimalen, teils hauchdünnen Schärfeebenen.
Während sich Focus Stacking auch rein manuell realisieren lässt, bieten einige Kameras eine interne Stacking-Funktion.
Mit der OM SYSTEM OM-1 II (aber z.B. auch mit der OM-1 oder der OM-D E-M1 III) lassen sich beispielsweise bis zu 15 Einzelbilder direkt kameraintern zu einem Focus Stack verrechnen.
Hinweis: Die Kamera speichert in diesem Fall sowohl den finalen Focus Stack als .JPG, als auch die zugrunde liegenden einzelnen JPGs und .RAWs!
So lässt sich nachträglich auch noch ein manueller Stack am PC erstellen.
Mehr über Focus Stacking erfährst du in diesen Beiträgen:
Wie gut sind die Ergebnisse des internen Focus Stacking der OM-1 II und wann macht das Nutzen dieser Funktion wirklich Sinn?
Wann sollte man besser auf eine manuelle Herangehensweise wechseln?
Fehlerquellen beim internen Focus Stacking
Bewegung des Motivs
Da die Kamera die Einzelbilder der Fokusserie übereinander legt und dann die jeweiligen scharfen Bereiche verrechnet, führt schon die kleinste Bewegung des Motivs dazu, dass die Überlagerung nicht mehr passgenau ist.
Die Software findet entweder keine ausreichende Übereinstimmung mehr bei Motiv und kann gar kein finales Bild verrechnen, oder sie maskiert fälschlicherweise scharfe Bereiche an Stellen ein, wo sie gar nicht hingehören.
Teils wird somit auch die Bewegung selbst abgebildet, so dass man zum Beispiel ein Foto eines Käfer erhalten würde, bei dem aber z.B. 15 verschiedene Fühlerpositionen abgebildet wären, weil der Algorithmus immer die scharfe Antennenposition einmaskiert hat.
Bewegung der Kamera und Veränderung des Winkels
Ganz ähnlich wie die Bewegung des Motivs, wirkt sich auch die Bewegung der Kamera oder die Veränderung des Aufnahmewinkels aus.
Ist die Fokusserie zwar korrekt durchgeführt und deckt den gesamten Schärfebereich lückenlos ab, erschwert das Ändern des Aufnahmewinkels während dieses Vorgangs aber das spätere Verrechnen.
Zur “Rettung” eines solchen Stacks gibt es hier aber erfreulicherweise Software, die diese Verzerrungen der Winkeländerung weitgehend anpassen können.
Die kamerainterne Berechnung scheitert jedoch sobald die Veränderungen zu stark sind – sie kann mit einer Standalone Software für Focusstacking nicht mithalten.
Falsche Einstellungen
Auch falsche Kamera-Einstellungen können zu fehlerhaften Stacking Resultaten führen.
Insbesondere, wenn die Schrittweite und Überlappung zwischen den Einzelbildern der Fokusserie nicht passt, kann dies zu fehlenden Schärebereichen/-ebenen führen.
Ein technisch einwandfreier Focus Stack kann so unbrauchbar werden, da das Motiv quasi unscharfe Streifen an den Stellen aufweist, wo die Überlappung nicht passte und somit beim “Abscannen” des Motivs Schichten “übersprungen” wurden.
Ergebnisse des internen Focus Stacking
Stimmen die Rahmenbedingungen liefert das interne Focus Stacking (die OM-1 II in diesen Beispielen) wirklich gute Ergebnisse.
Hinweis: anders als beim internen Focus Bracketing startet die Kamera beim Focus Stacking ihre Fokusserie nicht mit dem fokussierten Punkt in die Tiefe, sondern nimmt erst einige Bilder Richtung Sensor auf, bevor sie dann den Rest in die Tiefe, vom Sensor weg, fotografiert.
EXIFs der folgenden Focus Stacks:
Blüten: 10 Einzelbilder – f7.1
Krebs: 10 Einzelbilder – f7.1
Riesenkrabbenspinne: 10 Einzelbilder – f7.1
Springspinne: 10 Einzelbilder – f7.1
Während der Focus Stacking Algo bei diesem Falterbild (aus 7 Einzelbildern) die feinen Sandkörner nahezu perfekt erfasst, spart er im hinteren Bereich der Flügel, wo langsam die Unschärfe einsetzt, jedoch seltsame Löcher/Flecken der Textur aus.
Ich denke, hier “verwirrt” der dezent unscharfe Bereich die Software.
Manche Verrechnungslogiken der Software lassen sich einfach nicht nachvollziehen.
Teilweise werden Einzelbilder, die eine scharfe Ebene innerhalb des Focus Brackets abbilden, in der Verrechnung einfach ausgelassen und somit ein mangelhaftes Endergebnis produziert OBWOHL an dieser Stelle Schärfe vorhanden wäre.
Beim nachfolgenden Focus Stack (der mit einem Pre-Production Modell der OM-1 II aufgenommen wurde), weisen die Pedipalpen der grünen Krabbenspinne im finalen Stack (links) Unschärfen auf, obwohl ein Einzelbild des Focus Stacks (rechts) an dieser Stelle scharfe Details aufweist.
Auch die Stacheln am Kopf haben im Einzelbild scharfe Spitzen, während der verrechnete Stack diese Details überraschenderweise nicht wiedergibt.
Der Effekt entspricht einem Focus Stack, bei dem eine Einzelebene übersprungen wurde (OBWOHL diese im Basismaterial vorhanden ist), wie dies häufig bei handgehaltenen, voll manuellen Focus Stacks geschieht.
Weshalb dies manchmal beim internen Focus Stacking passiert, konnte ich noch nicht verstehen.
Voraussetzungen für perfekte Resultate beim automatischen, internen Focus Stacking
Die Resultate des software-gestützten, kamerainternen Focus Stackings sind primär von zwei verschiedenen Faktoren abhängig:
zum einen der Algorithmus des Kameraprozessors und zum anderen die äußeren Einflüsse, die auf Kamera und Motiv wirken.
Generell lässt sich sagen, dass die Software möglichst stabile (im wörtlichsten Sinne des Worstes!) Bedingungen braucht um gute Ergebnisse liefern zu können.
Während der Algorithmus für uns nicht beeinflussbar ist, somit eine unberechenbare Variable bleibt, können wir zumindest versuchen optimale Rahmenbedingungen zu schaffen.
Für den bestmöglichen Focus Stack bedeutet das:
- Verwenden eines Stativs oder zumindest Stabiliserung der Kamera
- Keine Veränderungen des Aufnahmewinkels
- Fotografieren von nicht-beweglichen Motiven
- Vermeiden von Aufnahmesituationen mit Wind
- Experimentieren mit der bestmöglichen Überlappung des Fokus (Einstellung XXX)
- Alternativ für mehr Schärfe Verwendung eines Blitzes (und Diffusers)
- Alternativ Verwendung eines Fernauslösers zur Vermeidung kleinster Vibrationen
Tipp: um es dem Kamera Algorithmus für das Focus Stacking einfacher zu machen, hilft es auch, das Motiv vor einem recht uniformen, einfarbigen Hintergrund freizustellen und den Abstand zum Motiv zu vergrößern (wobei sich dann gleichzeitig der Abbildungsmaßstab (ABM) verkleinert – somit erhalten wir mehr Schärfentiefe und das Überlappen der einzelnen Schärfeebenen wird etwas großzügiger.
Fazit
Das kamerainterne Focus Stacking ist sowohl für Anfänger, als auch für fortgeschrittene Makrofotografen eine tolle Funktion.
Unter den passenden Bedingungen erhält man hier auch wirklich gute Ergebnisse.
Allerdings ist man aufgrund der maximal zu verrechnenden 15 Einzelbilder gleichzeitig beschränkt.
Auch führt das Focus Stacking nicht bei allen Motiven zum gewünschten Ergebnis – insbesondere bei lebendigen, beweglichen Motiven wird der Focus Stack schon von den kleinsten Bewegungen zerstört.
Da die Ausgangsbilder jedoch ebenfalls gespeichert werden, lassen sich theoretisch auch solche Stacks, die die interne Software überfordern, später noch manuell verwenden.
Zur Beurteilung der Qualität der internen Focus Stacks sollte auch überlegt werden, wofür die Ergebnisse am Ende verwendet werden:
Solange man keine bildschirmfüllenden Bilder nutzt und keine Überformate ausdruckt, sondern eher verkleinert exportiert, z.B. für Social Media, wird man selbst kleinere Fehler nicht entdecken und kann sogar dezent fehlerhafte Focus Stack noch verwenden.
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Samad Mahkri
Posted at 08:18h, 29 JulyI have no comments to make yet. I look forward to downloading your Ebook when it is available.